Tschuggimuggi-Cup: Seidl!

23. September 2018

Eigentlich waren die Rahmenbedingungen für das Finale des Tschuggimuggi-Cup fast ein wenig unwürdig. Durch die am Nachmittag beginnenden Regenfälle waren die Plätze feucht und tief, zwischenzeitlich war gar intensiv an eine Verlegung gedacht worden. Doch als der Regen nachließ entschieden sich die beiden Hauptakteure Björn Seidl und Markus Schott, die Sache durchzuziehen. Zwar musste man auf den Nebenplatz ausweichen, der in deutlich besserem Zustand war als der Center Court, doch wenigstens konnte gespielt werden.

Die Vorzeichen waren klar: Seidl der klare Favorit, Schott trotz seiner Rolle als Titelverteidiger deutlicher Außenseiter. Den besseren Start erwischte jedoch der Underdog. Schott gewann die beiden ersten Spiele und ging 2:0 in Führung. „Zu diesem Zeitpunkt habe ich tatsächlich kurz gedacht, dass da heute was geht,“ gestand Schott. Doch der „Schwede“ hatte die richtige Antwort parat und glich aus. Auch die erneute Führung Schotts konterte der 41-Jährige, brachte seinen eigenen Aufschlag durch und ging mit einem Break seinerseits in Führung. Im Anschluss brachten beide Spieler ihren Aufschlag durch und Seidl hatte bei eigenem Service beim Stand von 5:4 den ersten Satzball. Schotts Angriffsball auf Seidls Rückhandseite landete im Aus, was den ersten Satzverlust in der Tschuggimuggi-Geschichte für den 39-Jährigen bedeutete.

Im zweiten Durchgang schien Schott früh den Anschluss zu verlieren. Beim Stand von 1:4 rechnete kaum einer damit, dass dieser sich noch einmal aufbäumen können würde. Doch genau das passierte: Schott schaffte ein Break und brachte sein eigenes Service durch – nur noch 3:4. Beim Stand von 0:30 im nächsten Spiel bei Seidls Aufschlag hatte der Poppenröther die große Chance, noch einmal heranzukommen, zeigte jedoch Nerven. Seidl gelangen vier Punkte in Folge und zog erneut auf 5:3 davon: „Hier hätte ich mir von Schott etwas mehr Mut gewünscht,“ kommentierte Trainer Sebastian Schübert nach dem Match: „Bei 0:30 darf man ruhig etwas aggressiver spielen.“ Auch Schott haderte in dieser Phase mit seiner Entscheidung, etwas passiver zu agieren: „Hätte ich draufgehauen und zwei Bälle ins Aus gedonnert, hätte ich wahrscheinlich geschimpft, warum ich nicht vorsichtiger und sicherer spiele. So habe ich mich für die defensive Variante entschieden und wäre im Nachhinein natürlich lieber offensiver gewesen,“ trauerte der Titelverteidiger der verpassten Chance nach. Schott versuchte zwar bis zum Ende alles, gegen den cool und sicher auftretenden Seidl war für ihn allerdings absolut nichts zu holen. Mit seinem einzigen Doppelfehler beendete er die Partie mit einer Mischung aus Stolz, Verzweiflung und Enttäuschung. „Das war mein zweites Finale im zweiten Tschuggimuggi-Jahr. Ich hatte einen Matchplan und hatte irgendwo schon gehofft, Björn in Bedrängnis zu bringen,“ gestand der Unterlegene. Dennoch zeigte er sich aber auch realistisch und sportlich genug, seinem Gegner von Herzen zu gratulieren und die Qualität seines Gegenübers anzuerkennen: „Um ihn unter Druck zu setzen, muss ich Risiko gehen, was bei meinen Fähigkeiten zu Fehlern führt. Reagiere ich nur und versuche Fehler zu vermeiden, legt er mich sich in aller Ruhe zurecht. Ich habe versucht, ein Mittelmaß zu finden. Ich habe versucht, ihn in Bewegung zu bringen. Ich habe versucht, auch mal ans Netz zu gehen. Ich habe versucht, das Tempo auch mal rauszunehmen. Björn hatte auf alles die passende Antwort,“ war Schott mit seiner Leistung insgesamt nicht unzufrieden: „Ich bin der Meinung, alles versucht zu haben und habe bis zum Ende um meine Chance gekämpft.“  Seidl nahm die Glückwünsche dankbar und sichtlich stolz entgegen, gab aber auch zu, ein unangenehmes Gefühl dabei zu verspüren: „Ich habe ein total schlechtes Gewissen, weil Halbfinale und Finale wegen meines Urlaubs verschoben werden mussten.“ Für seinen Finalgegner war dies jedoch überhaupt kein Thema: „Björn ist von seinen Anlagen her einfach der beste Spieler im Feld und damit ein würdiger Vereinsmeister.“

Auch im Finale des Ananas-Cup ging es heiß her, wobei es nach dem ersten Satz eher nach einem Debakel für Steffen Hartung aussah. 0:6! Null. Zu. Sechs!!! In dieser Phase spielte Bastian Steuerwald Klasse-Tennis. Ruhig. Abgezockt. Zielstrebig. „Im ersten Satz bin ich gar nicht reingekommen,“ verzweifelte der gebürtige Stangenröther an seiner eigenen Fehlerquote und der konzentrierten Vorstellung seines Gegners. Seine Erleichterung über den ersten Spielgewinn zum 1:0 im zweiten Durchgang war unübersehbar. Keinesfalls wollte er noch einmal so unter die Räder kommen. Prompt witterte Hartung Morgenluft, möglicherweise hatte Steuerwald die Partie bereits abgehakt. Plötzlich drehte sich das Match und beim Stand von 5:3 hatte Hartung die große Chance zum Satzausgleich. Die Nerven und eine kurze Regenunterbrechung verhinderten jedoch genau dies. Der 42-Jährige machte ab diesem Moment nur noch einen einzigen Punkt und nach dem verwandelten Matchball zum 7:5 war der Jubel bei Steuerwald und dessen Familie schier grenzenlos. Hartung blieb trotz aller enttäuschung jedoch der gewohnt faire Sportsmann und gratulierte dem Elfershäuser mit einem Lächeln zu dessen Triumph.

Bei der anschließenden Siegerehrung im Tennisheim „Matchball“ würdigte Moderator Sebastian Schübert das gelungene Turnier und die Leistungen aller Teilnehmer. Er überreichte Thomas Eichhorn und Hubert Schott zunächst die Trophäe für den souveränen Gewinn des Doppel-Cups. Die im Finale unterlegenen Uwe Zimmermann und Alexander Kuhn durften sich immerhin über eine Flasche des Eltingshäuser Nationalgetränks freuen. Im Anschluss nahm Bastian Steuerwald unter großem Applaus die wunderschöne Trophäe für den Gewinn des Ananas-Cups entgegen. In diesem Zuge bedankte sich Abteilungleiter Hubert Schott auch gleich bei Sponsor Uli Spahn für die Spende der Doppel-Pokale und des Ananas-Cups. Als Highlight des Tages überreichte Schübert dem neuen Tschuggimugg-Champion Björn Seidl die Trophäe, die bereits im Jahr zuvor von der Firma Metallbau Schlotter gestiftet worden war. Zum Abschluss ließ es sich Turnierleiter Markus Schott nicht nehmen, allen Teilnehmern herzlich für die Teilnahme zu danken und die Einzigartigkeit dieses Wettbewerbs zu betonen: „Wir werden dank Eurer Teilnahme und Unterstützung immer wieder an allen möglichen Orten auf unser Turnier angesprochen. Man darf ruhig auch andernorts wissen, dass sich bei uns im Tennis richtig etwas bewegt.“

Aufgrund des Wetters konnten einige Platzierungsspiele leider nicht ausgetragen beziehungsweise beendet werden. Dennoch geht damit auch in diesem Jahr wieder ein überaus gelungener Wettbewerb und ein sportliches wie gesellschaftliches Highlight zu Ende.

Auch an dieser Stelle allen Siegern einen herzlichen Glückwunsch, aber auch den im Finale Unterlegenen eine große Anerkennung. Außerdem allen Teilnehmern größter Respekt für das engagierte und mutige Auftreten. Vor allem Spielern wie Lukas Karch, Fabian Kuhn oder Arne Moritz, denen zwar teilweise jede Tennis-Vorerfahrung fehlte, deren Teilnahme jedoch das Salz in der Tschuggimuggi-Suppe ist. Aber auch Spielern wie Bastian Steuerwald und Steffen Hartung, die mit großen Ambitionen in das Turnier gestartet waren, mit einer für sie völlig unglücklichen Auslosung ausgebremst wurden, danach aber trotzdem weiter mit allem Herzblut durchzogen. Oder auch Spielern wie Michael Nöth, Patrick Zänglein oder Paul Müller, die noch nicht lange Tennis spielen und trotzdem das bewundernswerte Kunststück fertig brachten, in die Zwischenrunde des Tschuggimuggi-Cups einzuziehen. Last but not least aber natürlich auch dem „Oldie“ Hubert Schott, der sich in diesem Feld teilweise ein bisschen wie am ersten Tag beim Kinder-Baseballtraining gefühlt haben muss. Der 65-Jährige, der auch schon bei der allerersten Vereinsmeisterschaft 1982 teilgenommen hatte, krönte seine kurzfristig entschiedene Teilnahme mit dem bemerkenswerten fünften Platz im Einzel und dem Titel als Vereinsmeister im Doppel.

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