Markus Schott – „Heute werd‘ ich mal schöön auf links gezogen“

11. Mai 2017

Zugegeben: ein Testspiel im Tennissport ist schon etwas ungewöhnlich. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend lange Jahre Tennis gespielt, ein Freundschaftsspiel ist mir dabei allerdings noch nie unter gekommen. Sowas kenne ich eigentlich eher vom Fußball, den ich seit meinem sechsten Lebensjahr liebe und zu dessen Gunsten ich das Tennis im zarten Alter von 18 aufgegeben habe. Die Wahl fiel mir damals nicht sonderlich schwer, war ich doch im weißen Sport eher so semi-talentiert. Und ein friedliches Nebeneinander konnte es schon alleine aufgrund der Terminierung nicht geben: im Jugendalter fanden beide Sportarten samstags, später bei den Herren immer sonntags statt.

Nun wird man ja im Alter bekanntlich nicht nur reifer und besser, sondern vor allem auch weiser. Und so erschließt sich Jemandem wie mir die Faszination der gelben Filzkugel vielleicht auch erst zwei Jahrzehnte später, wenn man eine Familie hat und vielleicht nicht mehr das ganze Jahr über jeden einzelnen verdammten Sonntag, jeden einzelnen verdammten Fußballplatz der Provinz abklappern möchte. Und faszinierend ist der Sport in der Tat: wenn ich beim Tennis verliere, habe ICH es verbockt. Unweigerlich. Da ist Keiner, dem man die Schuld zuweisen könnte. Außerdem ist man flexibler. Man braucht genau noch eine andere Person, die gerade Zeit haben muss. Und mir gefällt besonders die Geselligkeit. Das obligatorische Bier danach ist schon nach so kurzer Zeit fast so etwas wie eine Tradition – vor allem wenn ich mit Tommy spiele. So viel Zeit muss einfach sein!

Bevor ich aber zu weit abschweife – mir wird nachgesagt, dass ich dazu neige, was ich aber gar nicht nachvollziehen kann – zurück zum Thema. Am vergangenen Wochenende stand das erste Tennis-Testspiel meines Lebens, wahrscheinlich sogar in der Geschichte des Tennissports, an. Gegner war keine geringere Mannschaft als der TSV Bad Kissingen, der von Steffen Hartung über seinen Arbeitskollegen (ja, laut Steffen wird da im Vermessungsamt wirklich gearbeitet) als Testspielpartner gewonnen werden konnte. Der Termin stand schon seit Wochen in meinem Terminkalender. Und da wir als Mannschaft ganz frisch und bunt zusammen gewürfelt vor unserer ersten Saison überhaupt standen und ich mir durch mein Engagement als (selbst ernannter) Mannschaftsführer und (gewählter) Sportwart durchaus eine gewisse Teilverantwortlichkeit zuschreibe, war ich auch entsprechend aufgeregt. Schließlich hatte ich mich zuvor nicht nur um ein internes Ranglistenturnier gekümmert, um den Jungs Spiel- und Wettkampfpraxis zu verschaffen und um die Spielstärke untereinander vergleichen zu können. Ich organisierte Treffen, verwirrte die Mannschaft durch komplizierte Teamwear-Bestellungen (eine umfassende Diskussion war ebenso nötig wie nützlich!), redete ihr zielsicher geschmackliche Fehlentscheidungen aus (Steffens Vorschlag wirkte nur auf den ersten Blick halbwegs brauchbar, von Dominiks Lotto-Anzug ganz zu schweigen!), motivierte die Spieler zur Mithilfe bei der Platzpflege, stieß die kosmetische Runderneuerung der Tennisheims an, vermittelte Trainingszeiten, machte mir Gedanken über die Verpflegung bei den Heimspielen und sorgte für die mediale Präsenz unserer Mannschaft. Kurzum: ich hab die Jungs genervt wie Zahnweh!

Zurück zum Spiel gegen den TSV Bad Kissingen. Zwar stand am selben Tag auch noch die Taufe meiner kleinen Nichte Emma an, doch durch einen frühzeitigen Spielbeginn war es mir zumindest möglich, mein Einzel zu spielen. Mit meinem Gegner habe ich mich vorher – ganz professionell – sicherheitshalber mal überhaupt nicht auseinander gesetzt. Da der TSV Bad Kissingen ganze zwei Klassen höher spielte als wir und als Aushängeschild den über die Landkreisgrenzen hinaus bekannten Markus Wittek hatten, rechnete ich mit einem nicht minder starken Gegenspieler. Da auch meine persönliche Vorbereitung eher suboptimal verlaufen war – ich hatte zuvor mangels freier Hallen fünf Wochen lang gar nicht gespielt, schaffte es aber immerhin mein Übergewicht zu halten. Entsprechend optimistisch („Heute werd‘ ich mal schöön auf links gezogen! Bis später!“) verabschiedete ich mich von meiner Frau Yvonne und meinem Sohn Luca, stieg ins Auto und fuhr in die Bad Kissinger Au, wo das wunderschöne Tennisgelände des TSV gelegen war.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde („Mein Name ist Markus und ich bin tennissüchtig.“ – „Hallo Markus.“) machte ich mich mit meinem Gegenspieler auf den Weg Richtung Tennisplatz. Kurz gewässert, dann einspielen. Saubere Grundschläge hatte er, schöne Rückhand. Da war ich fast ein bisschen neidisch. Ein paar Volleys, eine Handvoll Aufschläge, los geht’s. Ich hatte Aufschlag und konnte gleich völlig souverän mein Minimalziel erreichen: ein Spielgewinn. Zu meiner eigenen Überraschung ging es so weiter. Mir gelang zu Beginn fast alles und so führte ich schnell mit 4:0. Dann kam mein Gegner besser ins Spiel und schaffte es, zu verkürzen. Ich war aber immer noch sicher und selbstbewusst genug, mein Spiel durchzuziehen und verwandelte den dritten Satzball zum deutlichen und völlig verdienten 6:3-Satzgewinn. Im zweiten Satz machte es mir mein Gegner mit vielen unerzwungenen Fehlern zunächst relativ leicht. Zwar streute auch ich solche Leichtsinnsfehler ein, hatte aber auch immer wieder schöne Winner-Schläge parat, mit denen ich meinen Gegner fast so sehr beeindruckte wie mich selbst. Beim Stand von 5:0 brachte ich es dann fertig, acht (in Worten: ACHT!!!) Matchbälle zu verballern. Folgerichtig verlor ich auch das Aufschlagspiel und auch das folgende wollte mir mein Gegner offensichtlich nicht einfach so schenken. Es dauerte und dauerte und ging hin und her. Matchball Nummer neun war es schließlich, der mir mit 6:1 auch den zweiten Satz – und damit den Matchgewinn bescherte.

Stolz wie Oskar schlenderte ich zum Netz, um mich bei meinem Gegner zu bedanken, winkte in die Menge (Danke Reiner und Heidi!) und zog mit einem breiten Grinsen von dannen, um die Glückwünsche meiner Teamkollegen entgegen zu nehmen. Am Ende gewannen wir verdient mit 7:2. Die letzten Eltingshäuser Spieler sollen Berichten zufolge erst gegen elf Uhr (ganze zwölf Stunden nach Spielbeginn!!!) nach Hause gegangen sein. Das lag zum einen an den vorbildlichen Bad Kissinger Gastgebern, zum anderen aber auch an einem gewissen Sitzfleisch, das viele unserer Mannschaftsspieler mitbringen.

Dieses Spiel machte eindeutig Lust auf mehr. Und wenn am kommenden Samstag die Mannschaft des TC Garitz zum ersten offiziellen Ligaspiel seit was-weiß-ich-wie-vielen Jahren auftaucht, werde ich mit Sicherheit nicht weniger aufgeregt sein. Dann aber hoffentlich in unserem neuen Spielshirt (sieht super aus, Steffen!) und im druckfrischen einheitlichen Trainingsanzug (weiß, mit Kapuze, beides ganz wichtig!).

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