Thomas Eichhorn – Läuft bei ihm!

18. Februar 2017

Das Jahr 1985 war ein Gutes! In Philadelphia und London fand zum ersten Mal das legendäre Benefizkonzert Live Aid parallel statt, Michail Gorbatschow steigt zum Staatsekretär der KPdSU auf, Robert Ballard und Jean-Louis Michel entdeckten das Wrack der Titanic, der FC Bayern München wird zum achten Mal in seiner Vereinsgeschichte Deutscher Fußballmeister und – Thomas Eichhorn hält zum ersten Mal einen Tennisschläger in der Hand.

Fast 32 Jahre sind seitdem vergangen. Vieles hat sich verändert, Einiges ist gleich geblieben. Eichhorns Leidenschaft für den „weißen Sport“ ist ein Zwischending. Betrachtet man seinen sportlichen Werdegang, sind Schwankungen in seinem Tennis-Lebenslauf unübersehbar. Ausgestattet mit einem beachtlichen Talent und einer sauberen Technik, machte er in jungen Jahren auf sich aufmerksam. Doch wie bei fast allen seiner Freunde und Mitspieler stand irgendwann im jungen Erwachsenenalter eine Entscheidung an: gelbe Filzkugel oder rundes Leder? In der Jugend wurden zu dieser Zeit Doppel zum Leidwesen der ehrenamtlichen Betreuer zum Teil sogar abgeschenkt, um rechtzeitig zum Anpfiff des Fußballspiels auf dem Rasen zu stehen. Im Jugendalter waren sowohl die Tennis-Medenspiele als auch die Fußball-Spieltage samstags, im Herrenalter plötzlich beides am Sonntag. Tennis und Fußball – keine gute Kombination. Und wie bei vielen anderen jungen Talenten verlor das Tennis zunächst den Zweikampf um den im Fußball nicht minder begabten Eichhorn. Zwar gab es im Jahr 2004 ein kurzes Comeback, bei dem er unter anderem an der Seite von Michael Seufert, Dominik Neugebauer und Uwe Zimmermann in einer neu gegründeten Herrenmannschaft sogar Meister wurde, doch die Begeisterung bei ihm und seinen Mitspielern verflog genauso schnell wie sie gekommen war. Nun also der dritte Anlauf…

Dabei kann man den jungen „Tommy“, wie ihn sogar seine Eltern nennen, gar nicht mit dem Mann Thomas Eichhorn von heute vergleichen. Der verantwortungsvolle, zweifache Familienvater der dreijährigen Pia und des gerade einmal vier Wochen alten Matti, scheint so gar nichts mit dem teilweise launischen Teenager von damals gemein zu haben. Den mittlerweile ehrgeizigen und zielstrebigen 37-Jährigen, der sich ein bisschen wie Aschenputtel vom Heizungsbauer zum Zeitsoldat und nach einer zweiten Lehre als Gesundheits- und Krankenpfleger schließlich bis hin zum Geschäftsführer der „Kissinger Sonne“ nach oben gearbeitet hat, scheint das krasse Gegenteil von dem mitunter auch unzuverlässigen Lebemann von damals zu sein. Seine Freunde schätzen ihn vor allem wegen seiner stets positiven und unkomplizierten Art. „Wenn man mit ihm unterwegs ist, wird es nie langweilig“, schwärmt beispielsweise Markus Schott, für den Eichhorn im Jahr 2015 sogar als Trauzeuge fungierte. Dass er dieses Amt in wenigen Wochen nun auch für seinen langjährigen Freund Dominik Neugebauer übernehmen darf, zeugt vom Stellenwert und Charakter des in Lübeck geborenen, aber seit frühester Kindheit in Eltingshausen lebenden Eichhorn.

Zurück ins Jahr 2004. Nach dem kurzen Tennis-Intermezzo widmete sich Eichhorn wieder dem Fußball. Angeboten anderer Vereine widerstand er tapfer, kam für ihn doch nie etwas anderes als der FC Eltingshausen in Frage. Ein Achillessehnenriss im Jahr 2010 bedeutete ein jähes Ende seiner Sportlerkarriere. Dennoch blickt er immer wieder gerne auf die Zeit auf dem FC-Tennisgelände zurück, gab es doch immer wieder prägende Erlebnisse – freudige wie tragische, lustige wie verrückte. Sein bitterster Moment sicher die Niederlage gegen Björn Seidl bei der Vereinsmeisterschaft. Viel tragischer als die Niederlage sei für den eigentlich gefühlt überlegenen Eichhorn aber das frustrierende Gefühl gewesen: „In diesem Spiel habe ich meine Rückhand verloren und seitdem nie wieder gefunden.“ Sein Gegner nutzte seine Schwäche an diesem Tag gnadenlos aus und seine größtes Plus konnte sich Eichhorn an diesem Tag nicht zunutze machen: „Meine Stärken liegen hauptsächlich im mentalen Bereich“, sagt er über sich selbst mit einem Augenzwinkern. Ein klassischer Taktiker, wenn man so will? Mitnichten, ist Eichhorn, der Pete Sampras als sein großes Vorbild betrachtet, doch von Haus aus bescheiden und in der Lage, auch über sich selbst zu lachen. Wie bei „jedem einzelnen Spiel mit Bodo“, schmunzelt er in Erinnerung an die Matches mit seinem ehemaligen Teamkameraden Christian Döllinger, angesprochen auf seinen verrücktesten Tennis-Moment.

Aber er kann auch ernst, vor allem auf  dem Tennisplatz. Dort ist er nicht minder ehrgeizig als im Beruf. Wenn er spielt, will er auch gewinnen. Wie damals gegen Dominik Neugebauer. „Das 6:1, 6:1 werde ich nie vergessen!“, streut er immer wieder gern Salz in dessen Wunde. Manchmal ist Tennis aber auch mehr als Sieg oder Niederlage. Manchmal ist es eher so ein Gefühl: „Einmal bei der Kreismeisterschaft habe ich ein paar Jugendliche gehört, wie sie über mich gesagt haben: ‚Hast du gesehen, wie geil der gespielt hat?’“, berichtet er nicht ohne Stolz. Das Schönste am Tennissport ist für ihn ohnehin „das Bier danach“. Nicht verwunderlich, wenn man ihn kennt, ist er doch überaus gesellig und stellt immer wieder gern seinen trockenen Humor unter Beweis: „Dein größter Erfolg?“ – „Die erste Runde Kreismeisterschaft in der Jugend.“ – „Und dein größter Misserfolg?“ – „Die zweite Runde Kreismeisterschaft in der Jugend.“

Er war aber auch schon immer jemand, der über den Tellerrand hinausgeblickt hat. „Den Namen Thomas trägt er völlig zu Recht“, erklärt sein Vater Peter, zu dem Thomas ein überaus vertrauens- und respektvolles Verhältnis pflegt: „Er hat schon immer alles hinterfragt. Der ungläubige Thomas eben.“ So bewundert der 37-Jährige neben Sampras vor allem Roger Federer: „Wenn man bedenkt, dass er sein höchstes Niveau zu einer Zeit erreicht hat, in der er komplett ohne Trainer unterwegs war, macht ihn das schon sehr sympathisch“, findet Eichhorn und bewundert an dem Schweizer vor allem seine zurückhaltende und bodenständige Art. Eigenschaften, mit denen sich der sympathische Eltingshäuser, der seine Freizeit vor allem mit seinen Kindern und seiner Partnerin Elisa verbringt, aber gerne auch Schach spielt oder angeln geht, gut identifizieren kann.

Und die natürlich auch in einer Mannschaft immer gut ankommen. Die neu formierte Herren-30-Mannschaft sieht er als „eigentlich komplett“ an. Trotzdem gäbe es noch einen Spieler, den er gerne im Team begrüßen würde: „Wenn man Oliver Paul überreden könnte, wäre Jeder zu überzeugen“, ist sich Eichhorn sicher. Doch auch so ist er zuversichtlich und optimistisch, was seiner Grundmentalität entspricht. Neben einigen geselligen Stunden, die er sich für die Jungfernsaison erhofft, setzt er sich durchaus auch hehre sportliche Ziele: „Ich möchte meine Rückhand und Vorhand verbessern sowie spätestens 2018 Meister werden!“, strotzt er vor Selbstvertrauen.

Das wäre exakt 33 Jahre, nachdem Eichhorn zum ersten Mal Bekanntschaft mit einem Tennisschläger machte. Das Live-Aid-Konzert findet dieses Jahr in Finnland statt, Michail Gorbatschow lebt zurückgezogen im Kreise seiner Familie, das Wrack der Titanic zerfällt nach wie vor langsam aber sicher in etwa 3800 Metern Tiefe vor der Küste von Neufundland, der FC Bayern wird vermutlich wieder Deutscher Meister und Thomas Eichhorn? Wird zum zweiten Mal Vater, führt ein erfolgreiches mittelständisches Familienunternehmen und – nimmt wieder einen Tennisschläger in die Hand. Wie gesagt: Läuft bei ihm!

®FC Frankonia Eltingshausen 2020
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