Schübert wird zum Wiederholungstäter – Zängleins Titel-Premiere

25. September 2020
Eine gute Geschichte verfügt bekanntlich über einen Spannungsbogen und einen ordentlichen Rahmen. Ein Einstieg, der Spannung aufbaut und Lust auf mehr macht, ein Hauptteil mit viel Bewegung und Action sowie ein Ende oder gar eine Pointe. Von daher war das vergangene Tschuggimuggi-Wochenende in jedem Fall eine solche.
 
Den Startschuss bildete als Einlagespiel das „Geburtstagsdoppel“ zu Ehren unserer ehemaligen Abteilungsleiter Manfred Wolf und Herbert Häuslein. Beiden hatten in diesem Jahr ihren 75. Jubeltag begangen und durften nun beweisen, dass sie noch längst nicht zum alten Eisen gehören. Um den beiden Cracks auch eine kleine Herausforderung bieten zu können, wurden von Abteilungsleiter Hubert Schott eigens hochkarätige Konkurrenz verpflichtet. So sagten mit Klaus Beck – Vorstand des TC Rot Weiß Bad Kissingen – und dem ehemaligen Weggefährten Stefan Geiger prominente Gegner zu. Anerkennung fanden dabei nicht nur die beiden Letzteren, die das Match mit 6:4, 6:2 für sich entschieden, sondern alle vier Akteure, standen in diesem Doppel doch über 300 Jahre Lebenserfahrung auf dem Court.
 
So richtig tschuggimuggig wurde es dann im Anschluss mit zwei echten Knallerpartien, bei denen im Vorfeld kurzerhand gleich noch zwei Forderungen in der Rangliste ausgesprochen worden waren – mit unterschiedlichem Ausgang. Bastian Steuerwald wehrte im Spiel um den fünften Rang den Angriff von Christian Ament ab und siegte äußerst abgeklärt 6:2, 6:2. Besser als Ament machte es hingegen Thomas Eichhorn, der nach langer Zeit seinen ewigen Widersacher Markus Schott vom zweiten Ranglistenplatz verdrängte und sich – ganz nebenbei – mit seinem 1:6, 6:2, 11:9-Sieg auch noch den dritten Tschuggimuggi-Platz sicherte.
 
Einen würdigen Start in den Finaltag bildete dann am nächsten Morgen eine weitere Ranglistenpartie. Alexander Kuhn hatte Michael Nöth den Fehdehandschuh hingeworfen, um die neue Nummer elf zu werden. Der Polizeibeamte nahm diesen dankend auf und verteidigte seine Ranglistenposition mit einem hart erkämpften 6:4, 3:6, 10:4. Damit holte er sich auch Tschuggimuggi-Platz 13 und gönnte sich zur Belohnung im Anschluss ein zünftiges Weißwurstfrühstück.
 
Gespannt wurde auch die Begegnung zwischen „Mr. Zuverlässig“ Mario Wirth und Alexander „Herkules“ Schott um Tschuggimuggi-Platz 9 beäugt. Nach zwei schmerzhaften kürzlichen Niederlagen gegen Bastian Steuerwald und Christian Ament fand Wirth endlich wieder in die Spur und ließ dem dezent übernächtigten FC-Vorstand beim 6:1, 6:0 nicht den Hauch einer Chance. „Drei Stunden Schlaf waren dann vielleicht doch etwas zu wenig“, lächelte der 30-Jährige ermattet und mit einer leichten Fahne.
 
Mit einer solchen wusste auch Turnierneuling Fabian May zu glänzen, der sich bei seiner ersten Teilnahme letztlich einen beachtlichen vierten Ananas-Rang sicherte. Schon beim Einspielen spürte er beim Lied „Stern des Südens“ seines Lieblingsvereins FC Bayern München die besondere Tschuggimuggi-Atmosphäre, konnte gegen den Ananas-Champion von 2017 Steffen Hartung aber erst im zweiten Satz dagegen halten. Der Turnierdirektor sicherte sich mit einem 6:0, 7:5 nach seiner schmerzhaften Halbfinalniederlage zumindest Bronze.
 
Zu einem echten Showdown kam es anschließend mit der Neuauflage der Begegnung zwischen unserem ehemaligen Vorstand Peter Steuerwald und dem Mannschaftsführer unserer Herren-40-Mannschaft Michael Bambach. Letzterer lechzte nach Vergeltung, nachdem er sein Auftaktmatch gegen Steuerwald – einer der größten Turnierüberraschungen – bereits verloren hatte. Wie immer hatte sich der ehrgeizige 40-Jährige einiges vorgenommen, agierte im entscheidenden Moment aber noch zu aufgeregt. Im Matchtiebreak zog er mit 10:12 den Kürzeren, diesmal aber mit einem Lächeln im Gesicht.
 
Die erste Titelentscheidung stand dann im „3.&4.-Byran-Brother-Cup“ an. In Anlehnung an das vermutlich beste Duo aller Zeiten Bob und Mike Bryan, die in diesem Jahr ihren Rücktritt vom Profitennis erklärt hatten, wurde im Finale zwischen Sebastian Schübert/ Hubert Schott und Björn Seidl/ Ulrich Spahn die legitimen Nachfolger gesucht. Die Bewerbungsschreiben beider Tandems waren ausgezeichnet und so lieferten sie sich im Finale eine tolle Schlacht. „Ich war vor dem Spiel schon ein bisschen nervös und angespannt“, gestand Abteilungsleiter Schott, was sich im ersten Satz auch bemerkbar machte. Dieser ging dennoch mit 6:3 an Schübert und den mit 67 Jahren ältesten Teilnehmer im Feld. „Ich glaube, Hubert hatte sich sehr viel vorgenommen und wollte oft den entscheidenden Schlag machen,“ mutmaßte dessen Partner. „Gott sei Dank hat mich Sebastian in dieser Phase wieder eingefangen“, zeigte sich Schott dankbar für den Satzgewinn. Spahn und Seidl zeigten sich jedoch wenig beeindruckt und bemühten sich um den Satzausgleich. „Schübi hatte da einen kleinen Hänger drin“, bemerkte Schott, der nun seinerseits seinen Partner ein wenig mitzog. Dennoch holten sich Seidl/ Spahn den zweiten Satz im Tiebreak und so musste der dritte Satz im Matchtiebreak entschieden werden. Mit dem besseren Ende für Schübert/ Schott: 10:7 hieß es am Ende eines sehenswerten Matches, das nach Aussage der Sieger durchaus auch anders hätte ausgehen können. Mit dem Turniersieg verbuchte Schott nun sogar bereits seinen zweiten Titel, nachdem er 2018 mit Thomas Eichhorn die Trophäe zum ersten Mal in den Himmel gehalten hatte.
 
Ein solches Kunststück war im Ananas-Cup bereits vor dem ersten Aufschlag ausgeschlossen, denn mit Patrick Zänglein und Stefan Rieger standen sich zwei Finaldebütanten gegenüber. Im vergangenen Jahr konnte sich noch Michael Seufert an dem goldenen Obst erfreuen, der diese jedoch am Finaltag ordnungsgemäß unversehrt wieder ablieferte. Als Nachfolger bewarb sich vor allem Zänglein im ersten Satz mit druckvollem Spiel und geringer Fehlerquote. Rieger hingegen, der sich als kleine Motivationshilfe gar eine eigene Frucht mitgebracht und auf seiner Spielerbank postiert hatte, fand zunächst gar nicht zu seinem Rhythmus und musste den ersten Durchgang mit 2:6 abgeben. Erst Mitte des zweiten Satzes wurden die Ballwechsel länger, was als Markenzeichen des geduldigen Zängleins eigentlich über die gesamte Spieldauer erwartet worden war. Dieser agierte jedoch über die volle Distanz so entschlossen, dass auch der zweite Satz an ihn ging. „Ich hatte mir dieses Jahr viel vorgenommen und hätte gerne schon in der Vorrunde gegen Reiner und Michael ein besseres Ergebnis erzielt“, klagte der 41-Jährige, der sich nach dem Ausscheiden dann jedoch „unbedingt die Ananas holen“ wollte. Mit Markus Seifert und Steffen Hartung hatte er im weiteren Verlauf dann zwei Mitfavoriten ausgeschaltet: „Zwei sehr gute Gegner, die es ebenfalls verdient gehabt hätten“, wie Zänglein befand. Gegen Rieger sah seine Finalstrategie dann vor allem Sicherheit vor: „Ich habe versucht, ohne viel Risiko mit sicheren Schlägen Stefan ins Laufen zu bekommen. Das hat ganz gut geklappt“, freute sich der Ananas-Champion nach der Partie über seinen erfolgreichen Matchplan und den Titelgewinn. Mit dem 6:2, 6:3 wird künftig also auch der Name Patrick Zänglein auf dem Siegeretikett eingraviert sein.

Ein solches existiert auf dem Tschuggimuggi-Cup ob seiner einzigartigen Form gar nicht, doch der Ruhm, der mit dem Gewinn des Titels einhergeht, ist bekanntlich unvergänglich. Nach Markus Schott und Björn Seidl sicherte sich im vergangenen Jahr Favorit Sebastian Schübert die Trophäe und diese machte sich offenbar so gut auf seinem Kaminsims, dass der Neu-Ebenhäuser auch 2020 angetreten war, um sich die Krone aufzusetzen. Doch auch dessen Gegner Seidl hatte sich nach seinem dramatischen Halbfinalsieg einiges ausgerechnet und brachte zur moralischen Unterstützung seinen persönlichen zwölfköpfigen Fanclub mit. Dies zeigte offenbar Wirkung und beim Stand von 5:2 stand der Oerlenbacher gar kurz vor dem Satzgewinn. Zuvor hatten sich die beiden Protagonisten einen sensationellen Schlagabtausch mit unglaublichen Ballwechseln geliefert, doch der Turnierdirektor gab nicht klein bei. Aufschlagspiel um Aufschlagspiel kämpfte er sich heran, um den ersten Satz letztlich mit 7:5 zu drehen. „Mit dem Satzgewinn war eine Erleichterung bei mir da“, gestand Schübert gegen einen in seinen Augen „grandios aufspielenden Seidl.“ Diese führte jedoch auch zu einem erneuten Konzentrationsverlust, den der „Flamingo“ in seinem unverkennbaren Beinkleid und dem dazu passenden T-Shirt gnadenlos ausnutzte. Erneut führte er nach einer hochkarätigen Leistung 5:2 und schnupperte am Satzausgleich, was seinen Gegner gewaltig unter Druck setzte: „Ich musste mir beim Seitenwechsel einreden, das 4:5 zu machen. Dann fängt bei Björn der Kopf an und meine Chancen steigen“, offenbarte Schübert seine Gedankenspiele in dieser Phase. Und erneut zog dieser an und schaffte nicht nur den Anschluss, sondern wenig später gar den Ausgleich und die Führung. Seidl kämpfte noch einmal um den Tiebreak, doch mit einem seiner Klasse-Vorstellung eigentlich unwürdigen Doppelfehler beendete er das Match. Auch bei der Pokalübergabe durch den Abteilungsleiter und Bryan-Brother Hubert Schott würdigte der Titelverteidiger noch einmal seinen Kontrahenten, attestierte diesem eine „großartige Leistung“ und versicherte Seidl: „Du hättest es ebenso verdient gehabt.“ Vermutlich ein schwacher Trost für den 42-Jährigen Polizeibeamten, doch viel vorzuwerfen hatte sich dieser nicht. „Nachdem ich das ganze Jahr meiner Form hinterher gelaufen bin, war ich mit meinem Spiel absolut zufrieden“, urteilte Seidl, der sich gar selbst attestierte: „Das war mein bestes Spiel in diesem Jahr.“ In der Tat lieferte er dem Favoriten ein Duell auf Augenhöhe, zeigte immer wieder sein unvergleichliches Ballgefühl und kaum für möglich gehaltene konditionelle Fähigkeiten. „Natürlich kotzt es mich immer noch an, nach zweimaliger 5:2-Führung nicht wenigstens einen Satz gewonnen zu haben“, bekannte der Oerlenbacher, für den ein Sieg gegen Schübert einen besonderen Stellenwert gehabt hätte: „Das wäre meine persönliche Mondlandung gewesen.“
 
Wie eingangs erwähnt bildete die Pokalübergabe an alle Sieger dann letztlich den würdigen Abschluss einer grandiosen Geschichte. Und die Pointe? Die hieß Stefan Rieger…
 

Weitere Ergebnisse des Finaltags:

Tschuggimuggi-Cup:

Spiel um Platz 7: Reiner Neugebauer – Marco Danz 2:6, 1:6
 

Ananas-Cup:

Spiel um Platz 5: Markus Seifert – Claus-Peter Köth 7:5, 6:2
Spiel um Platz 7: Marco Greubel – Alexander Feser 2:6, 3:6
Spiel um Platz 9: Jasper Kromer – Timo Greubel 2:6, 5:7
Spiel um Platz 11: Jan Sciarrotta-Kraft – Lukas Karch 6:0, 6:0
 

Ersatzspiel:

Dominik Paradies – Michael Moritz 6:1, 6:1
®FC Frankonia Eltingshausen 2020
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